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Auf den ZUG gekommen: NEF-Absolventin & Lokführerin Gamze Dalay im Interview

Mit unserer Interview-Reihe „Auf den ZUG gekommen“ möchten wir sowohl aktuelle als auch ehemalige Teilnehmer unserer Weiterbildung zu Wort kommen lassen. Jeder bringt seinen eigenen Werdegang mit, bevor er/sie sich entschließt Lokführer*in zu werden und wir möchten auf diesem Wege gerne aufzeigen, wie vielfältig die Lebensläufe unserer Teilnehmer sind. Gleichzeitig ist dies eine willkommene Gelegenheit die diversen Beweggründe für eine Umschulung zum Lokführer als auch einige persönliche Einblicke zu präsentieren.

Frau Gamze Dalay hat 2020/2021 als Teilnehmerin am Schulungszentrum Braunschweig unsere Weiterbildung und Umschulung zur Lokführerin absolviert. Nach erfolgreichem Abschluss der theoretischen und fachpraktischen Ausbildung, arbeitet sie heute als Triebfahrzeugführerin im Personenverkehr bei der WestfalenBahn GmbH, einem Eisenbahnverkehrsunternehmen der Abellio GmbH.

 

NEF: Frau Dalay, wie sind sie damals „auf den ZUG“ gekommen bzw. was hatte Sie dazu bewegt eine Umschulung zur Lokführerin zu machen?

G. Dalay: Das kam völlig unerwartet und hatte sich so ergeben. Ich war bis 2019 in der Gastronomie beschäftigt und hatte zunächst gar nicht in Betracht gezogen bei der Eisenbahn zu arbeiten. Allerdings hatte mein Berater bei der Agentur für Arbeit die Weiterbildung bei der NEF ins Gespräch gebracht und mich gefragt, ob das nicht was für mich wäre? Da habe ich nicht gezögert, auch weil ich zu diesem Zeitpunkt sehr an einer offiziellen beruflichen Qualifikation und einer neuen Herausforderung interessiert war.

 

NEF: Der Eisenbahn-Sektor ist geschichtlich betrachtet eher eine Männer-Domäne — wie haben Sie ihren Einstieg als Lokführerin dort erlebt bzw. wie hat Ihr Umfeld darauf reagiert, dass Sie in diesem Bereich arbeiten wollten? 

G. Dalay: Insgesamt haben alle sehr positiv reagiert, sowohl die Lokführer /-innen, als als auch die Kundenbetreuer/-innen und alle haben mich sofort respektiert und herzlich willkommen geheißen. So gesehen hat der Einstieg nahtlos geklappt und ich habe mich sehr schnell dort eingelebt. Es muss auf jeden Fall auch erwähnt werden, dass alle vor Ort sehr hilfsbereit sind und mich zu jeder Zeit auch wirklich in allen Belangen unterstützen. Wir sind ein großes Team. Mehr kann man sich eigentlich gar nicht wünschen!

İch bin sehr zufrieden diesen Weg gegangen zu sein. 

 

NEF: Wie sieht der Alltag für Sie als Lokführerin aus? Wie muss man sich den täglichen Dienst vorstellen und was schätzen Sie besonders an Ihrem Beruf?

G. Dalay: Zunächst einmal sind die Dienste, an die man sich schnell gewöhnt, sehr unterschiedlich und abwechslungsreich. Die Vorbereitungen umfassen die Prüfung auf Fahrtüchtigkeit des Fahrzeuges, Kommunikation mit der Leitstelle, das Durchgehen der dienstlichen Unterlagen, bevor es dann tatsächlich los geht und man den Zug in Bewegung setzt und die Fahrgäste sicher und pünktlich ans Ziel befördert. Das Fahren an sich ist dann wirklich sehr angenehm, wenn man tatsächlich dann „auf Schienen“ dahingleitet und die Landschaft an sich vorbeiziehen sieht. Meine normale Strecke führt von Braunschweig über Hannover bis Bielefeld oder nach Rheine. Dienstbeginn und Dienstende sind bei mir immer in Braunschweig, da Mitarbeiter immer einen fest zugewiesenen Standort haben.

 

NEF: Lässt sich der Lokführerberuf mit Ihrer Freizeit- und Familienplanung Ihrer Meinung nach gut in Einklang bringen?

G. Dalay: Voll und ganz! Ich bin alleinerziehend und komme mit der zeitlichen Planung gut zurecht. Natürlich gibt es Schichten, zu unterschiedlichen Tageszeiten, aber man bekommt den Arbeitsplan frühzeitig genug, um sich entsprechend darauf einstellen zu können. Es gibt auch die Möglichkeit mit Kollegen die Schichten zu tauschen, wenn es mal erforderlich sein sollte.

 

NEF: Was sind aus Ihrer Sicht die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis, wenn Sie auf die Ausbildung zurückblicken und gleichzeitig an den Lokführer-Alltag denken?

G. Dalay: Also erst einmal haben wir sehr viele Grundlagen aus dem Güterverkehr vermittelt bekommen. Diese waren auch sehr hilfreich, allerdings bekommt man in jedem Unternehmen nochmals eine Fahrzeug-spezifische Einweisung bzw. Ausbildung, so dass man auf jeden Fall fit genug für den Alltag ist. Diese Einweisung war Teil meines Praktikums bei der WestfalenBahn GmbH. Es ist klar, dass manche Aspekte des Alltags erst in der Praxis voll erlernt werden können, z.B. das Gefühl für das Fahrzeug. Es ist gut bestimmte Szenarien vorher im Simulator zu üben, aber die Realität ist dann noch einmal etwas anderes, aber hier festigt sich das Gelernte dann durch die erlebten Situationen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich nochmals ganz herzlich sowohl bei allen NEF-Mitarbeitern als auch bei meinen Praxisausbildern bedanken, die mich auf meinem Weg unterstützt und uns so gut auf den Alltag vorbereitet haben!

 

NEF: Wenn Sie einige Ratschläge erteilen könnten, was würden Sie angehenden Lokführer*innen mit auf den Weg geben?

G. Dalay: Aus meiner eigenen Erfahrung, und vielleicht auch in Bezug auf meine spezielle Situation, würde ich natürlich immer empfehlen in den Personenverkehr zu gehen (lacht) – insbesondere wenn man an die etwas höheren körperlichen Anforderungen im Güterverkehr denkt. 

Es ist ein sicherer Job, auch wenn man aus einer total anderen Branche kommt, würde ich jedem empfehlen, der genau wie ich auf der Suche nach einer neuen Herausforderung ist, an dieser Maßnahme teilzunehmen — auch wenn die Theorie ab und zu etwas schwierig und stressig wird bzw. man manchmal das Gefühl hat zu viel Lernstoff bewältigen zu müssen: einfach geduldig und zielstrebig alles bis zum Schluss durchziehen, das Ergebnis lohnt sich! 🙂 

 

NEF: Wenn Sie einmal nicht mit dem Thema Eisenbahn zu tun haben, womit beschäftigen Sie sich, um sich ein bisschen abzulenken?

G. Dalay: Meine Freizeit richtet sich voll und ganz nach meiner jungen Tochter und ich bin froh, dass ich aufgrund meiner Tätigkeit genug Zeit mit ihr verbringen kann.

 

NEF: Frau Dalay, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für diese Auskünfte und Einblicke genommen haben!

 

Weitere Informationen über uns und unsere Ausbildungsangebote: https://www.meinezugunft.de/