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Auf den ZUG gekommen: NEF-Absolvent Klaus Dieter Mingram im Interview

Mit unserer Interview-Reihe „Auf den ZUG gekommen“ möchten wir sowohl aktuelle als auch ehemalige Teilnehmer unserer Weiterbildung zu Wort kommen lassen. Jeder bringt seinen eigenen Werdegang mit bevor er/sie sich entschließt Lokführer*in zu werden und wir möchten auf diesem Wege gerne aufzeigen, wie vielfältig die Lebensläufe unserer Teilnehmer sind. Gleichzeitig ist dies eine willkommene Gelegenheit für uns sowohl ihre Beweggründe als auch einige persönliche Einblicke zu präsentieren.

In dieser Ausgabe haben wir uns mit Klaus-Dieter Mingram unterhalten, der 2019/2020 als Teilnehmer am Schulungszentrum Braunschweig seine Weiterbildung und Umschulung zum Lokführer absolvierte. Heute arbeitet er als Triebfahrzeugführer bei der HVLE (Havelländische Eisenbahn AG), einem Eisenbahnverkehrsunternehmen, das schwerpunktmäßig im Güterverkehr tätig ist, aber auch in den Bereichen Baulogistik, Werkstattservice und Anschlussbahnverkehr aktiv ist.

 

NEF: Herr Mingram, wie sind sie damals „auf den ZUG“ gekommen bzw. was hatte Sie dazu bewegt eine Umschulung zum Lokführer zu machen?

K.D. Mingram: Ich war ursprünglich gelernter Elektriker und habe dann über 35 Jahre auf verschiedenen Dienstposten einer Fleisch- und Wurstfabrik gearbeitet. Diese ist dann 2019 in die Insolvenz gegangen, weshalb ich mich beruflich neu
orientiert habe. In den Medien hatte ich gehört, dass Lokführer gesucht werden und der Bedarf an diesen Fachkräften sehr hoch ist. Daraufhin habe ich auf Facebook nach Weiterbildungen gesucht und da erschien dann die Norddeutsche
Eisenbahnfachschule als Resultat. Meine Sachbearbeiterin bei der Agentur für Arbeit wollte eigentlich, dass ich eine Tätigkeit aufnehme, die mit meinem bisherigen Lebenslauf in Verbindung steht. Allerdings habe ich Sie dann davon überzeugt, dass der Lokführerberuf für mich wirklich die richtige Wahl ist und sie hat diese Entscheidung dann auch mitgetragen – Gott sei Dank!

 

NEF: Wie sieht der Alltag für Sie als Lokführer aus? Wie muss man sich die tägliche Routine bei einem Eisenbahnverkehrsunternehmen vorstellen und was schätzen Sie besonders an Ihrem Beruf?

K.D. Mingram: Routine kommt in dem Bereich, in dem ich arbeite eigentlich nie auf. Bestimmte Abläufe wiederholen sich zwar, aber es ist auch immer wieder etwas Neues dabei. In anderen Worten: es wird nie langweilig. Ich glaube es sollte auch generell nicht zu viel Routine aufkommen, sonst kann es gefährlich werden und man wird leichtsinnig. Man sammelt allerdings auch jeden Tag Erfahrungen und dies macht den Alltag natürlich auch immer leichter im Laufe der Zeit.

Zu den täglichen Aufgaben gehört z.B. das Durchführen von Bremsproben, oft mehrmals am Tag, dabei muss man auch immer hochkonzentriert sein, damit einem keine Fehler unterlaufen. Ansonsten muss man natürlich auch kontrollieren, dass Zug und Wagen in einwandfreiem Zustand sind und sicherstellen, dass Teile und Verbindungen ordnungsgemäß funktionieren.

Es gibt in der Regel einen ziemlich abwechslungsreichen Dienstplan. Zwar gibt es Tage, an denen man drei Mal die gleiche Strecke fährt, andererseits gibt es auch Phasen, da ist man ganztätig oder über mehrere Tage auf einer Strecke unterwegs, übernachtet am Zielort und fährt dann am Folgetag zurück.

Das ist dann auch irgendwo das Besondere am Beruf: man kommt raus, man sieht das Land und lernt an den Zielorten neue Leute kennen. Zusammen mit der generellen Abwechslung im täglichen Dienst sorgt das schon für ein zufriedenes Berufserlebnis.

 

NEF: Stichwort Planbarkeit – lässt sich der Lokführerberuf hinsichtlich Ihrer Freizeit- und Familienplanung Ihrer Meinung
nach gut in Einklang bringen?

K.D. Mingram: Also bezogen auf mich kann ich das auf jeden Fall bejahen — wenn ich irgendwelche persönlichen Termine habe, melde ich das der Dispositionsabteilung (kurz Dispo) und dann wird das bei der Planung berücksichtigt. Ale drei Wochen habe ich ein freies Wochenende, ansonsten verteilen sich die freien Tage auf die Woche für den Fall, dass es einmal
Wochenend-Dienst geben sollte. Dazu habe ich 30 Tage Urlaub im Jahr und alles in allem lässt es sich damit hervorragend planen.

 

NEF: Was sind aus Ihrer Sicht die besonders wichtigen Unterschiede zwischen Theorie und Praxis, wenn Sie auf die Ausbildung zurückblicken und gleichzeitig an den Lokführer-Alltag denken?

K.D. Mingram: Bei mir im Kurs ging es vielen so, dass das, was wir hier oft theoretisch gelernt haben,  sich dann in der praktischen Ausbildung fast schon von selbst erklärt hat. Oder als ich z.B. im Harz das erste Mal mitgefahren bin, da hat man z.B. die Fachsprache über Funk (die einem zunächst wie „fachchinesisch“ vorkommt) ziemlich schnell verstanden und sich in diese Welt „reingelebt“. Man darf natürlich nicht nur auswendig lernen – was auch wichtig ist – aber man muss es auch verstehen und anwenden. Und all dies erschließt sich in der Praxis dann recht schnell. Hierzu noch eine Ergänzung: Manchmal glaubt man in der Theorie etwas richtig verstanden zu haben, so wie man es sich vorstellt, doch dann wird es in der Praxis doch etwas anders gehandhabt, als man dachte. Aber da schließt sich der Kreis und es wird schnell deutlich wie
die Theorie in der Praxis richtig anzuwenden ist.

   

NEF: Wenn Sie einige Ratschläge erteilen könnten, was würden Sie angehenden Lokführern mit auf den Weg geben?

K.D. Mingram: Also ich merke selber, dass man gewisse Dinge aus der Weiterbildung im Laufe der Zeit immer wieder vergisst. Man muss dann aber am Ball bleiben und es ist gewissermaßen ein ständiges Lernen und Wiederauffrischen,
damit meine ich insbesondere die theoretischen Inhalte. Manches Wissen hat man lange nicht oder z.T. auch gar nicht gebraucht, aber eines Tages muss man diese Inhalte wieder abrufen können, daher ist es wichtig sich diesbezüglich immer
auf dem Laufenden zu halten.  

NEF: Herr Mingram, vielen herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit für diese Auskünfte und Einblicke genommen haben!

Weitere Informationen über uns und unsere Aus- und Weiterbildungen: https://www.meinezugunft.de/

Die vollständige Stellenbeschreibung im PDF-Format können Sie hier herunterladen.