Fachkräftemangel im Eisenbahn-Sektor: Warum Lokführer so stark nachgefragt sind (Zahlen und Fakten)

Auch vor der Eisenbahn-Branche macht der Fachkräftemangel keinen Halt. Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) in Deutschland suchen händeringend nach Lokführern. Dieser Trend dauert nun schon seit mehreren Jahren an und es ist derzeit nicht abzusehen, ob und wann der hohe Bedarf an Triebfahrzeugführern in Zukunft gedeckt sein wird.

Beeinträchtigungen von Fahrplänen aufgrund von Personalmangel in der Bahn-Branche sind uns allen seit längerer Zeit hinlänglich bekannt. Es kommt zu Verspätungen oder sogar Ausfällen von Zügen, was wiederum die gesamte Koordination des Schienenverkehrs vor große Herausforderungen stellt. In kaum einem Bereich der Wirtschaft wirkt sich der Fachkräftemangel derart sichtbar und spürbar aus wie in der Bahn-Branche. Hinzu kommt, dass manch ein lohnender Auftrag (z.B. zum Transport von Gütern) schlicht nicht umgesetzt werden kann, weil nicht genügend Triebfahrzeugführer zur Verfügung stehen. Und das, obwohl sowohl die Infrastruktur als auch die Triebfahrzeuge vorhanden sind, um diese Aufgaben wahrnehmen zu können. Durch den Lokführer-Mangel kann der „Motor“ des Bahn-Sektors sozusagen nicht auf „vollen Touren“ laufen.

Auf 100 offene Lokführer-Stellen kommen rund 50 Bewerber

Laut Angaben der Interessen-Vereinigung Allianz-Pro-Schiene kommen auf 100 offene Lokführer-Stellen im Schnitt lediglich rund 50 qualifizierte Bewerber — trotz der überdurchschnittlichen Jahresgehälter, die bis zu 53.000 Euro (Brutto) inklusive Zulagen und Weihnachtsgeld betragen können (je nach Berufserfahrung, Einsätzen und Unternehmen). Dies ist als überdurchschnittlich zu werten, auch weil die formalen Anforderungen und Qualifikationen für den Quereinstieg als Lokführer als vergleichsweise „niedrig“ anzusehen sind. In der Regel reichen hier ein Hauptschulabschluss oder eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Eisenbahnverkehrsunternehmen setzen auf umgeschulte Quereinsteiger

Laut Eisenbahn-Bundesamt (EBA) sind in Deutschland rund 450 Eisenbahn-Unternehmen registriert, von denen ein Großteil auf Lokführer-Nachwuchs angewiesen ist. Einige dieser Unternehmen bieten eine klassische, betriebliche Ausbildung im dualen System an (z.B. „Eisenbahner im Betriebsdienst“), aber überwiegend werden Quereinsteiger gesucht, die sich über eine „Umschulung zum Lokführer“ an einer der bundesweit etablierten Eisenbahn-Fachschulen und Akademien für den Beruf qualifizieren.

Zudem rechnet das BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) auf Grundlage der BMVI-Publikation “Masterplan Schienenverkehr” damit, dass es in der Eisenbahn-Branche bis 2030 schätzungsweise 50% mehr Arbeitsplätze geben wird.

Der Fachkräftemangel besteht fort — trotz steigender Zahl der Weiterbildungen

Nachdem aufgrund des akuten Lokführer-Mangels im Jahre 2019 das Land Niedersachsen die Initiative „Zug um Zug zum Lokführer“  gestartet hat und zwischenzeitlich einige Erfolge erzielt werden konnten (basierend auf Zahlen bis zu Beginn der Corona-Pandemie), liegt eine langfristige Entschärfung des Fachkräfte-Mangels noch in weiter Ferne.  „Die Zahl der Weiterbildungen zum Lokführer hat sich seit 2017 mehr als verfünffacht. Dennoch gibt es weiterhin viel zu tun, denn der Fachkräftemangel besteht weiter fort. Außerdem müssen wir es schaffen, mehr Frauen für den Beruf zu begeistern.“, so Niedersachsens Verkehrsminister Dr. Bernd Althusmann. Unterstrichen wird dies durch aktuelle Zahlen der Bundesagentur für Arbeit für das Berufsfeld „Triebfahrzeugführer Eisenbahnverkehr“ (siehe PDF), das den Lokführer-Beruf nach wie vor zu den sog. Mangelberufen mit höchster Nachfrage zählt.

So wird der Beruf des Triebfahrzeugführers — aus heutiger Sicht — ein Zukunftsberuf in einer Zukunftsbranche bleiben, und zwar auf lange Sicht betrachtet. Dies ist insbesondere im Zusammenhang mit den wirtschaftspolitischen Entscheidungen  der Bundesregierung zu sehen, die Deutschland zu einer umfassenden Energiewende und somit der Förderung klimafreundlicher Technologien und entsprechender Berufsfelder verpflichten.

Weitere Informationen über uns sowie unsere Aus- und Weiterbildungen: https://www.meinezugunft.de/

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