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Von Herzen Eisenbahner: Andrii Romanenko und sein langer Weg von Mariupol zur Deutschen Bahn

Jeder Teilnehmer bringt seine eigene Geschichte mit. So auch Andrii Romanenko, der vor zwei Jahren die Ukraine verließ und nun bei uns seine Umschulung zum Triebfahrzeugführer absolviert. Nach seinem Abschluss wird Andrii bei der DB Bahnbau Gruppe des Deutsche Bahn Konzerns arbeiten.

Lange Zeit hatte Andrii Romanenko in Mariupol bereits Lokomotiven über ukrainische Schienen befördert (im Bild seine damalige Lok vom Typ ČKD ČME3). Ob sein ehemaliges Eisenbahnunternehmen heute noch existiert, weiß er nicht. Das kriegsgeschüttelte Land bot wenig Sicherheit und so sah er eine Zukunft für sich und seine Frau nicht dort, sondern im Ausland. Mit der Eisenbahn im Herzen machte Andrii sich auf den Weg nach Deutschland, um noch einmal ganz von vorn anzufangen und zwar bei der Norddeutschen Eisenbahnfachschule in Braunschweig.

Wir haben mit Andrii gesprochen, um mehr über sein Leben in der Ukraine und der Bundesrepublik zu erfahren.

NEF: Sie haben eine ziemlich bewegte Zeit hinter sich und waren 10 Jahre lang als Lokführer in der Ukraine unterwegs. Wenn Sie zurückblicken, wie war diese Zeit für Sie und wie sind Sie nach Deutschland gekommen?

AR: Damals habe ich über Jahre hauptsächlich im Hafen von Mariupol gearbeitet. Ich habe Züge, die mit Metall und Holzkohle beladen waren, zum Hafen und wieder zurück gefahren. Es war eine schöne Aufgabe und die Regelwerke und Vorschriften haben einen guten Rahmen für meine Arbeit geboten. Am Tag der russischen Invasion wurde bei uns der Strom abgeschaltet. Die Lichter gingen aus (zum Schutz) und wir konnten nicht mehr weiterarbeiten. In dem Moment war mir klar, dass es hier wohl keine Zukunft für mich und meine Frau geben wird. Dann haben wir uns auf den Weg gemacht und sind über verschiedene Zwischenstationen schließlich nach Deutschland gelangt.

NEF: Dabei hatte Ihr beruflicher Weg gar nicht bei der Eisenbahn begonnen. Wann ist bei Ihnen die Erkenntnis gekommen, dass Sie gerne in der Eisenbahn-Branche arbeiten wollen?

AR: Ich hatte bereits angefangen BWL zu studieren. Erst danach habe ich meine Leidenschaft für die Eisenbahn entdeckt und wechselte dann zur technischen Schule in Mariupol. Dort habe ich eine Ausbildung zur Fachkraft für die Wartung und Instandhaltung von Lokomotiven gemacht. Einige Zeit später erwarb ich dann meinen Triebfahrzeugführerschein. Fast mein gesamter Freundeskreis war damals bei der Eisenbahn tätig, von daher war es naheliegend zu wechseln, um in der Branche Fuß zu fassen.

NEF: Wie haben Sie Ihre Ankunft in Deutschland erlebt? Es war sicherlich nicht leicht nochmal neu anzufangen?

AR: Es war eigentlich nicht kompliziert. Freunde von uns haben in Vechelde (Kreis Peine) eine vorläufige Unterkunft für uns organisiert. Nach zwei Monaten lernte ich eher zufällig Christian Wirthsmann von der Firma Sternico kennen. Die Sternico GmbH ist auch in der Eisenbahn-Branche tätig, entwickelt für diese branchenspezifische IT-Systeme und engagierte sich zu Beginn des Krieges ehrenamtlich für ukrainische Flüchtende. Auf diesem Wege wurde uns eine neue, größere Wohnung bereitgestellt und so konnte ich mich dann erstmal auf meine Sprachausbildung konzentrieren.

NEF: Das Ziel aber war Ihre Ausbildung zum Lokführer in Deutschland zu machen und hier dann auch als Triebfahrzeugführer zu arbeiten?

AR: Genau, ich hatte dann von dem Umschulungsangebot der NEF in Kooperation mit der DB Bahnbau Gruppe (Deutsche Bahn) erfahren. Und so kam schließlich alles zusammen. Seit Mitte Februar bin ich wieder in der Ausbildung! Auch wenn mich die Schulung ziemlich fordert, so ist es doch mein Traum hier in Deutschland auch wieder als Lokführer arbeiten zu können. Und die Aussicht, nach Kursende direkt bei der Deutschen Bahn festangestellt zu werden, ist für mich eine sehr starke Motivation.

NEF: Vielen Dank für das Gespräch, Andrii. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für die Weiterbildung und Ihre Zukunft in Deutschland!

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